Kriterien für die Juryarbeit - Zielsetzung und Qualitätskriterien

1 Zielsetzung

Das Profil des Deutschen Computerspielpreises ergibt sich aus der Präambel der Vereinbarung zur Vergabe des Deutschen Computerspielpreises, insbesondere durch Anerkennung einer auszeichnungswürdigen Qualität deutscher bzw. internationaler Games. Dazu gehören:

  • künstlerischer bzw. kultureller Wert oder
  • pädagogisch-didaktischer Wert oder
  • Technik und Innovation oder
  • Spielspaß und Unterhaltung oder
  • Wirkung und Wahrnehmung.

Je nach Preiskategorie müssen die jeweiligen Qualitätskriterien durch die Fachjury zueinander in eine Gewichtung gebracht werden. Geschäftsmodelle haben grundsätzlich keine Relevanz für die Preiswürdigkeit eines Spieles. Die folgenden Beschreibungen geben dafür beispielhaft die grundlegende Orientierung vor.

2 Qualitätskriterien

2.1. Künstlerischer bzw. kultureller Wert

Der nominierte Titel…

  • behandelt Themen gesellschaftlicher oder kultureller Bedeutung.
  • fördert die Auseinandersetzung mit Kultur und/oder Identität der Rezipient*innen.
  • fasziniert durch seine ästhetische, dramaturgische und/oder spielmechanische Gestaltung und Liebe zum Detail.
  • besticht durch seine audiovisuelle Darstellung der Spielumgebung, besonderes Storytelling, bzw. durch gelungene Stilisierung.
  • hält dem Vergleich mit anderen Werken seines Genres, anderer Mediengattungen und/oder der Spiele-Tradition stand.

2.2. Pädagogischer Wert eines Computer- oder Videospiels

Der nominierte Titel…

  • bietet Anknüpfungspunkte zur Lebenswelt der Zielgruppe, hält zu kritischer Reflexion an und erregt Empathie.
  • vermittelt Fachwissen, Sachkompetenz, Werte oder Umgangsformen, ohne belehrend zu wirken.
  • weist einen Zielgruppen-gerechten Schwierigkeitsgrad auf und bietet ein frustfreies Spielerlebnis.
  • bietet mögliche Lerneffekte hinsichtlich sensomotorischer, kognitiver, sozialer, personal-bezogener und/oder medialer Kompetenzen und gibt Spielenden wertvolles Feedback über ihre Fortschritte.
  • vermeidet Darstellung gesellschaftlich problematischer Handlungsweisen (bspw. Gewalt und Diskriminierung) oder stellt diese allenfalls in zielgruppengerechter, zu kritischer Reflexion anhaltender Art und Weise dar.
  • bietet Förderpotentiale, etwa Selbstwirksamkeit, Empathie, Neugier und Inspiration.

2.3. Technik und Innovation

Der nominierte Titel …

  • läuft technisch einwandfrei, ist flüssig spielbar, stürzt nicht ab und enthält keine offenkundigen Bugs.
  • wahrt die Balance des Schwierigkeitsgrades.
  • ist ergonomisch steuerbar.
  • ist hinsichtlich Steuerung und Darstellung anpassbar.
  • nutzt Hardware-Stärken sinnvoll und gleicht Schwächen möglichst aus.
  • verlässt ausgetretene Genre-Pfade, zeichnet sich durch gelungene Umsetzung origineller Ideen aus und/oder überrascht durch besondere Qualitäten in Technik, Spielmechanik, Visualisierung, Bedienung, Akustik etc.
  • demonstriert neue, so bisher noch nicht umgesetzte Spielmechaniken, neue Monetarisierungsmodelle, Spieleinhalte, die sich wesentlich von bekanntem absetzen, ist andersartig innovativ oder hat das Potenzial, zukünftige Spiele relevant zu beeinflussen.
  • setzt Spiele oder Spielelemente in neuen, bisher nicht genutzten Kontexten ein oder überträgt Kontexte aus anderen Bereichen erstmals in den Bereich digitaler Spiele.
  • unterstützt die Entwicklung, Wartung oder Vermarktung von Spielen auf neue, bisher so nicht umgesetzte Art und Weise.

2.4. Spielspaß und Unterhaltung

Der nominierte Titel…

  • motiviert dramaturgisch, bietet den Spielenden beispielsweise besonders unterhaltsame oder berührende Momente und besticht durch eine interessante Story und einen wendungsreichen Plot.
  • ist gut bedienbar, motivierend, fesselnd und hält die Balance zwischen Lust, Frust und Herausforderung.
  • zeichnet sich durch Originalität, Charme und Attraktivität aus und fördert gemeinsames Spielen und Erleben.
  • bietet Freiräume für selbstbestimmtes Spielhandeln (Selbstwirksamkeitserleben) in einer authentischen/relevanten Spielwelt.

2.5 Wirkung und Wahrnehmung

Der nominierte Titel…

  • spricht ein breites Publikum an und/oder setzt Genre-Maßstäbe.
  • ist bei Spielenden beliebt oder erreicht besonders gut eine bestimmte
  • Zielgruppe, ein spezifisches Marktsegment oder eine (Welt-) Region.
  • perfektioniert oder verbessert etablierte Features oder setzt neue Genre-Konventionen.
  • erzielt hohe Wertungen in der Fachpresse, erhält viele (sehr) gute Nutzer*innen-Reviews und/oder viel Coverage in Streams und Let’s Plays.
  • eignet sich im internationalen Vergleich als Aushängeschild für die kreative Kraft und/oder künstlerische Reife und/oder wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der deutschen Games-Branche.